Bei schwer Demenzerkrankten durch operative Vorfälle sind die klassischen Therapieansätze der stationären Rehabilitation meines Erachtens nach oftmals ungeeignet. Die Therapie erfolgt nur von Montag bis
Freitag mit ca. 10 wöchentlichen Anwendungen (i.d.R. eine Kombination aus Krankengymnastik, Ergotherapie und ggf. ergänzenden Maßnahmen wie Logopädie oder spezielle Aktivierungsversuche). Ein Summe von
10 Wochenanwendungen entspricht ca. 300 Minuten oder 5 Stunden durchschnittlicher wöchentlicher Therapie. Zum Vergleich vergegenwärtige man sich die Wochenstundengesamtzahl von Montag bis Sonntag mit 168
Stunden! Eine hohes Maß an Eigeninitiative und Selbständigkeit des Erkrankten ist daher wesentlich für den Erfolg der Behandlung.
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Demenzerkrankte bauen unter diesen Umständen m.E. aus mehreren Gründen psychisch schnell ab:
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1. Entzug der gewohnten Umgebung bei eventuell fehlendem Verständnis
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2. Reduzierung der persönlichen Zuwendung / häufiges Alleinsein
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3. Reduzierte Pflegequalität und -quantität
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4. Fehlende Stimulierung
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5. Fehlende Orientierung durch ständig neue Bezugspersonen
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Im Wochendurchschnitt wird sich ein Therapiefall von Montag bis Freitag ca. 20 bis 22,5 Tagesstunden unbeschäftigt und ungefordert finden. Am Wochenende bis zu 24 Stunden, sofern man Essensaufnahme nicht
als Bestandteil der Therapie betrachtet.
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Bei einer häuslichen ambulanten Pflege im gewohnten Umfeld mit gleichbleibenden Bezugspersonen empfiehlt sich daher der Therapieversuch im Rahmen einer Tagesklinik. Der Vorteil dieser Interaktion
liegt in den besonderen Umständen, das der Therapietag einen Ausflugscharakter erwirbt und dem Erkrankten einen stabilen Tagesablauf beschert. Aufstehen und Frühstücken im Rahmen der häuslichen Umgebung,
gefolgt vom Transport in die Tagesklinik, dem dortigen therapeutischen Tagesablauf und der Rückkehr in die häusliche Umgebung zum Kaffee oder Abendbrot. Diese Umfeldbedingungen erzeugen für den
Erkrankten ein stabiles überschaubares Umfeld, gleichbleibende (wiederkehrende) Bezugspersonen und die Gewissheit der Stabilität die für Demenzerkrankte von besonderer Bedeutung hinsichtlich der eigenen
Sicherheit und Orientierung ist.
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Ein wesentlicher weiterer Vorteil ist außerdem: Die Möglichkeit der Abstimmung zwischen den Therapeuten und den häuslichen Pflegekräften zur Adaption der in der Therapie vorgegebenen Methoden in den
täglichen Ablauf und damit die Stabilisierung erreichter Ziele.
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Danksagung: Eine weitere dringend notwendige Danksagung muss an dieser Stelle dem Pflegedienst und vorallendingen der örtlichen Pflegedienstleitung im Rahmen der Betreuung der Demenz-WG
ausgesprochen werden. Die Pflegedienstleitung des Pflegedienstes Meyer & Kratzsch hatte sich mehrmals die Zeit genommen um während der Therapiephase in der Tagesklinik sowohl die Abstimmung zur
Koordination der Maßnahmen mit den Therapeuten zu suchen als auch einen kompletten Therapietag mitzuvollziehen, um die entsprechenden Methoden und methodischen Ansätze dann auf den Tagesablauf in der
häuslichen Betreuung zu adaptieren. Dabei wurde teilweise auf meine kurzfristigen Bitten ungemein zeitnah und sofort reagiert. Diese intensive Art der Zuwendung ist heute keine Selbstverständlichkeit
mehr und zeugt von hohem Engagement und Einsatz für den Erkrankten.
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Nachdem im Rahmen der 8-wöchigen stationären Therapie fast ausschließlich psychische Rückschritte zu verzeichnen waren (bei geringen körperlichen Fortschritten) gelang es binnen vierzehn Tagen in der
tagesklinischen Betreuung diesen Zustand wieder aufzuheben und Fortschritte einzuleiten. Angesichts der bedauerlichen Fehlinvestition in den stationären Bereich ist dies um so ärgerlicher, als das
Ergebnis eindeutig wesentliche Vorteile der Tagesklinik hervorhebt und die aufgewendeten Mittel damit natürlich zielgerichteter und mit mehr Ergebnis hätten verwendet werden können.
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Zu Beachten ist jedoch, daß die Ergebnisse dieser Darstellung nicht unter allen Bedingungen entsprechend zu erreichen sind. So kann bereits Unterbringung in einem Pflegeheim im Verhältnis zur häuslichen
Pflege den dementen Patienten psychisch unzugänglich machen oder halten, so daß entsprechende Fortschritte in der Tagesklinik eventuell auch nicht erreichbar wären. Nur die Kombination der Faktoren läßt
positive Ergebnisse erwarten. Hierbei muss man aber berücksichtigen (siehe auch Modellrechnung), das nicht für alle Betroffenen die
Umfeldbedingungen - teilweise mangels Finanzierungsoptionen - zu gestalten sind.
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Zusammenfassung der Voraussetzungen:
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1. Häusliche Unterbringung oder optimale Versorgung
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2. Flexible, Innovative Krankenkasse
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3. Hoher Zuwendungsgrad an den Erkrankten durchgängig in Therapie und Pflege
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4. Flexibler, engagierter Pflegedienst zur Adaption der therapeutisch empfohlenen Behandlungswege
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5. Tagesklinik mit entsprechendem Leistungsportfolio und Engagement
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